Diese eine Nacht

Buchseite und Rezensionen zu 'Diese eine Nacht' von Ulrike Kolb
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Diese eine Nacht"

"Sie müssen mit ihm reden, hat der Arzt gesagt. Hören Sie nicht auf, mit ihm zu reden. Stellen Sie sich vor, Ihre Stimme sei eine akustische Nabelschnur, die ihn mit dem Leben verbindet."

Vera ist in eine Klinik gerufen worden: Zott, ihr Freund seit langem, liegt nach einem Unfall im Koma, und niemand weiß, ob er zurückkehren wird. Wie Orpheus mit seinem Gesang die Götter bewog, ihm Eurydike aus der Unterwelt freizugeben, so versucht Vera, Zott mit ihrer Stimme ins Bewußtsein zurückzuholen. Sie läßt ihre gemeinsame Zeit wieder lebendig werden, eine Geschichte, die in der Jugend beginnt und irgendwann im Erwachsenenalter eine dramatische Wende erfährt. Er, Einzelgänger und Künstler, der sich der Öffentlichkeit verweigert; sie, Journalistin, erfolgreich und ruhelos - zwei anspruchsvolle, schwierige Lebensentwürfe. Eine ganze Nacht lang sitzt Vera an Zotts Bett. Sie mahnt und schmeichelt ihm, sie flüstert, fragt und murmelt ihm ins Ohr. Sie zieht alle Register, und auch der Hörer wird hineingezogen in eine dramatische, intime Geschichte aus unseren Tagen - in einen Sog, einen Lockgesang ins Leben zurück... Regie: Uwe Kossack

Autor:
Format:Audible Hörbuch
Seiten:0
Verlag: SWR Edition
EAN:

Rezensionen zu "Diese eine Nacht"

  1. 4
    19. Jun 2019 

    Nächtlicher Monolog...

    Vera ist in eine Klinik gerufen worden: Zott, ihr Freund seit langem, liegt nach einem Unfall im Koma, und niemand weiß, ob er zurückkehren wird. Wie Orpheus mit seinem Gesang die Götter bewog, ihm Eurydike aus der Unterwelt freizugeben, so versucht Vera, Zott mit ihrer Stimme ins Bewußtsein zurückzuholen. Sie läßt ihre gemeinsame Zeit wieder lebendig werden, eine Geschichte, die in der Jugend beginnt und irgendwann im Erwachsenenalter eine dramatische Wende erfährt. Er, Einzelgänger und Künstler, der sich der Öffentlichkeit verweigert; sie, Journalistin, erfolgreich und ruhelos - zwei anspruchsvolle, schwierige Lebensentwürfe. Eine ganze Nacht lang sitzt Vera an Zotts Bett. Sie mahnt und schmeichelt ihm, sie flüstert, fragt und murmelt ihm ins Ohr. Sie zieht alle Register, und auch der Hörer wird hineingezogen in eine dramatische, intime Geschichte aus unseren Tagen - in einen Sog, einen Lockgesang ins Leben zurück...

    "Sie müssen mit ihm reden, hat der Arzt gesagt. Hören Sie nicht auf, mit ihm zu reden. Stellen Sie sich vor, Ihre Stimme sei eine akustische Nabelschnur, die ihn mit dem Leben verbindet."

    Vera ist reagiert erschreckt aber auch erstaunt, als der Anruf aus dem Krankenhaus kam. In der Tasche von Zott fand sich ein Zettel mit ihrem Namen und dem Hinweis: 'Im Notfall zu verständigen'. Nun, dies ist ein Notfall, denn Zott liegt im Koma - allerdings hatten er und Vera schon sehr lange keinen Kontakt mehr zueinander.

    Vera lässt sich aber darauf ein, zu ihm zu eilen und der Aufforderung Genüge zu leisten, mit Zott zu sprechen - denn dies könnte ihn im Hier und Jetzt festhalten. Ansonsten fürchten die Ärzte, ihn ganz zu verlieren. Also redet Vera die ganze Nacht mit ihm, ohne eine Antwort zu erhalten. Lässt ihre Erinnerungen wieder aufleben - an ihre Begegnung, ihre erwachende Liebe, ihr gemeinsames Leben, ihr Scheitern.

    Obgleich ein solch langwährender Monolog leicht als langweilig empfunden werden könnte, zog mich die einseitige Erzählung zunehmend in ihren Bann. Neben den Erinnerungen, die vor Veras innerem Auge und damit auch vor dem des Hörers aufploppen, stellt die lebenserfahrene Frau sich mehr als einmal die Frage, wo Zott jetzt gerade sein mag und wie es dort ist. Sie bittet ihn aber dringend, im Diesseits zu bleiben, wenigstens noch eine Weile, denn womöglich gebe es noch Dinge, die unerledigt, Gedanken, die ungesagt seien.

    Die Autorin selbst liest die gekürzte Hrbuchfassung (1 Stunde und 50 Minuten) ruhig und unaufgeregt, zuweilen vielleicht zu wenig nuanciert, insgesamt jedoch einem nächtlichen Monolog entsprechend angemessen.

    Ich habe diesen Lebenserinnerungen jedenfalls gerne gelauscht...

    © Parden

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