Die Prinzessin von Arborio

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Prinzessin von Arborio' von Bettina Balàka
4.65
4.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Prinzessin von Arborio"

Elisabetta Zorzi ist attraktiv, beruflich erfolgreich und begehrt - und sie ist eine schwarze Witwe, wie sie im Buche steht. Die beliebte Restaurantchefin ist es gewohnt, dass sie bekommt, was sie will. Und sie ist sich ihrer anziehenden Wirkung bewusst. Ihre Mitarbeiter schwärmen genauso von ihr wie ihre Kunden und ihre Verehrer. Und keiner von ihnen ahnt, wie gefährlich es ist, sich in ihre Nähe zu begeben. Denn einmal in Missgunst gefallen, müssen die Männer in Elisabetta Zorzis Leben sterben. Einer nach dem anderen.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:200
Verlag: Haymon Verlag
EAN:9783709972397

Rezensionen zu "Die Prinzessin von Arborio"

  1. Mitleid mit einer dreifachen Mörderin?

    Inhalt
    "Für die einen war das Töten undenkbar, für die anderen war es machbar." (S.5)

    Elisabetta Zorzi, von allen nur Zorzi genannt, gehört zu denjenigen, für die es machbar ist.
    Sie ist eine junge, schöne Frau und Inhaberin des Wiener Restaurants Cantinetta Zorzi, finanziert von ihrem ersten Ehemann Bernhard, dem sie auch ihre atemberaubende Schönheit verdankt, da er sie zu zahlreichen Operationen überredet hat.
    Obwohl sie sich gefällt, nagt doch der Zweifel an ihr:

    "Er hat mich verändern wollen. Er hat mich verändert. Er hat mich nicht so geliebt, wie ich war." (S.6)

    Trotzdem stimmt sie seinem Heiratsantrag zu, obwohl sie psychosomatische Beschwerden davon bekommt - wie Würgereiz und Herzrhythmusbeschwerden. Ihm zuliebe steigt sie auf Berge und lässt sich von ihm beschimpfen, bis sie beschließt, dass so ein Gipfel eine wunderbare Gelegenheit sein kann, sich des unliebsamen Mannes zu entledigen.

    Der Roman schildert im Rückblick die drei Morde an ihren Partnern und wie es jeweils dazu gekommen ist. Dazwischen werden immer wieder Teile aus den Verhören und dem Gerichtsverfahren eingefügt, so dass die Leser/innen bereits wissen, dass Zorzi für ihre Taten verurteilt werden wird.
    Der Kriminalpsychologe Arnold Körber steht neben Zorzi im weiteren Verlauf im Vordergrund der Handlung, wie er die Verbrechen entdeckt hat, wie er sie zu einem Geständnis überredet hat und er schließlich selbst dem Charme der Zorzi erliegt.

    Seine Perspektive ermöglicht es Verständnis für die dreifache Mörderin aufzubringen, da Körber versucht psychologische Erklärungen für ihr Verhalten zu liefern. So ist sie von ihrem Vater, einem mittelmäßigen Schriftsteller, nur unzureichend beachtet worden und hat sich immer nach seiner Anerkennung gesehnt, wollte ihm alles Recht machen. Das könnte erklären, warum sie sich auch ihren Partnern anpasst und ihre eigene Bedürfnisse in den Hintergrund stellt.

    "Zorzis Grundproblem, erklärte Arnold Körber den Medien, sei ihre überdimensionale Anpassungsbereitschaft." (S.37)

    Dafür verlangt sie aber eine Gegenleistung- eine perfekte Familie. Und wer ihr die nicht liefern kann, der wird beseitigt oder verlassen - wenn er Glück hat.

    Mit ihrem zweiten Partner wächst ihr Wunsch, eigene Kinder zu haben. Doch dann entdeckt sie sein "Fremdgeh-Handy" und ersinnt einen ausgeklügelten Plan, um auch ihn und ihren Tinnitus, den sie seit der Entdeckung hat, loszuwerden.
    Berechtigterweise stellt sich die Frage:

    ">Warum hast du ihm nicht einfach sein Fremdgeh-Handy auf den Tisch geknallt und gesagt: Verpiss dich!< Zorzi hatte nicht das Gefühl, dass das eine Option gewesen wäre. Männer waren für sie in ein Haus hineinverkapselte, betonartig angeklebte Wesen, das Äquivalent eines Wespennests. Man konnte zu einem Wespennest nicht einfach sagen: Geh fort. Man musste es mit maximaler Vorsicht, Gründlichkeit und Schonungslosigkeit entfernen." (S. 21).

    Was sie dann auch tut, doch sie fliegt erst durch Zufall nach dem Mord an ihrem dritten Lebensgefährten auf, der ihr ebenfalls nicht den Wunsch nach Kindern erfüllen kann.
    Als Leistungssportler nimmt Chuck Anabolika, was sich nachweislich auf Libido und Fruchtbarkeit auswirkt, zudem ist er nur mäßig "ausgestattet".
    In dem Zusammenhang sinnt Zorzi über ihre Liebesleben nach:

    "Das Verhältnis von vaginalem zu klitoralem Orgasmus war für sie wie das von Äpfeln und Birnen: Sie sahen ähnlich aus, wuchsen beide auf Bäumen und schmeckten doch unterschiedlich. Manche mochten sagen: Ob Äpfel oder Birne ist doch egal. Sie persönlich bevorzugte Äpfel. Birnen könnte man sich schließlich auch selber besorgen oder (nicht, dass sie es ausprobiert hätte) auch eine Frau. Äpfel dagegen bekam man ausschließlich von Männern, und das, wurde ihr nun klar, war (...) einer der wesentlichen Gründe, weshalb sie mit einem leben wollte" (S. 71)

    Im weiteren Verlauf wird geschildert, wie es dem Kriminalpsychologen gemeinsam mit zwei Kollegen, Frau Pretzl-Abfalter und Herrn Flimminger, nach vielen Verhören gelingt, Zorzi zu dem Geständnis zu bewegen und die vorangegangenen Morde aufzudecken.

    Obwohl damit seine Aufgabe erledigt ist, besucht Arnold Körber sie auch im Gefängnis, das sie so schnell nicht wieder verlassen wird, und erliegt dort letztendlich ihrem Charme.
    Ob er das überleben wird?

    Bewertung
    Ein großartig erzählter Roman, dem es tatsächlich gelingt, dass man Verständnis mit der dreifachen Mörderin aufbringt und den psychologischen Erklärungen Arnold Körbers erliegt. Als Leserin bin ich genau wie Körber zunächst in die Venus-Fliegen-Falle geraten und hatte Mitleid mit der Zorzi, die von ihren Männern wirklich wenig respektvoll behandelt wurde - erzwungene Schönheits-OPs, Fremdgehen, Ordnungsfanatismus und mangelndes Liebesleben. Eine traumatische Kindheit, zumindest erzählt sie es so. Und dann kippt die Sympathie im Laufe des Romans und man möchte Körber zurufen: "Schalt dein Gehirn ein...", doch leider steckt er schon in der Falle fest und vermag die kühle Berechnung der zugegebenermaßen, sehr anpassungsbereiten Frau nicht mehr zu sehen. Unbeirrt verfolgt sie ihr Ziel, eigene Kinder zu haben und geht ihren Weg.

    Aufgrund der vielen komischen Szenen, unter anderem der Schilderung der einzelnen Morde, ist der Roman sehr unterhaltsam und auch die Aufklärung und die Vermutungen der Polizisten sowie das Ende, das offen bleibt, sind spannend zu lesen.

    Insgesamt eine klare Leseempfehlung!

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  1. 4
    25. Mai 2016 

    Sympathie für eine Serienmörderin

    "Für die einen war das Töten undenkbar, für die anderen war es machbar."

    Ein erster Satz, der den Eindruck erwecken könnte, dass es sich bei dem Roman "Die Prinzessin von Arborio" von Bettina Balàka um einen Krimi oder Thriller handelt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn Bettina Balàka schafft es in unvergleichlicher Art, Krimi-Elemente gekonnt mit denen einer Liebesgeschichte zu vermischen. Und am Ende kommt ein sehr unterhaltsamer und humorvoller Roman über eine männermordende "Prinzessin von Arborio" heraus.

    Worum geht es in diesem Roman?
    Elisabetta Zorzi ist attraktiv, beruflich erfolgreich und begehrt - und sie ist eine schwarze Witwe, wie sie im Buche steht. Kann ein Mann ihre Erwartungen nicht erfüllen, ist er seines Lebens nicht mehr sicher.
    Die charmante Mörderin trauert gerade um Chuck, ihren jüngst verstorbenen Lebensgefährten, als sie von dem Kriminalpsychologen Arnold Körber überführt wird. Körber ist fasziniert von Zorzis Verbrechen - noch mehr aber von ihr selbst.... (Klappentext)

    Zorzi ist eine Frau, die bei Männern scheinbar Beschützerinstinkte weckt. Dabei benötigt sie alles andere als Schutz. In erster Linie geht es ihr darum, einen Vater für ihre zukünftigen Kinder zu bekommen. Denn Zorzi träumt von einer glücklichen Familie. Nur leider hat Zorzi ein Männerproblem. Sie bindet sich an Männer, die sich früher oder später als weit entfernt von Zorzis Idealbild eines Mannes herausstellen. Ihr erster Mann - Bernhard - ließ solange an Zorzi schönheitschirurgisch herumschnibbeln, bis diese seinem Idealbild von einer Frau ungefähr entsprach. Der dominante Bernhard bestimmte ihr Leben, nahm Zorzi jegliche Eigenständigkeit und ließ sie bei jeder Gelegenheit spüren, dass sie ihm weit unterlegen ist.
    Jürgen, dessen Interesse an Zorzi hauptsächlich an ihren finanziellen Möglichkeiten lag und der auch bei anderen Frauen nichts anbrennen ließ.
    Und schließlich Chuck, zwangsneurotisch und Anabolika-abhängig - also auch nicht unbedingt der Mann, mit dem frau Kinder haben möchte.

    "Männer waren für sie in ein Haus hineinverkapselte, betonartig angeklebte Wesen, das Äquivalent eines Wespennests. Man konnte nicht einfach sagen: Geh fort. Man musste es mit maximaler Vorsicht, Gründlichkeit und Schonungslosigkeit entfernen." (S. 21)

    Alle Männer Zorzis haben eines gemeinsam. Als "Mann im Haus" wollen sie ihre vermeintliche Dominanz gegenüber Zorzi ausleben und sind der Überzeugung, mit Zorzi ein hübsches, gehorsames Frauchen am heimischen Herd stehen zu haben. Tja, falsch gedacht! Denn jedesmal, wenn Zorzi erkennt, dass es mit der glücklichen Familie nichts wird, entledigt sie sich des Problems auf ihre ganz spezielle Art und widmet sich dem nächsten Anwärter auf die Vaterrolle in ihrer glücklichen Familie.
    Sie hat dabei keinerlei Skrupel oder Gewissensbisse. Zorzi scheint auch kein Schuldbewusstsein zu haben. Denn sie beseitigt ihre Männer mit einer Selbstverständlichkeit, mit der man sich sonst abgetragener Kleidung entledigt. Ihr Familienwunsch treibt sie an, die Männer sind nur Mittel zum Zweck. Insofern verwundert es sie fast, als man ihr auf die Schliche kommt.

    Arnold Körber, Kriminalpsychologe und Buchautor, begleitet den Fall Zorzi von der Enthüllung der Morde bis hin zur Gerichtsverhandlung. Nach Zorzis Verurteilung besucht er sie regelmäßig im Gefängnis. Zorzi ist für ihn zunächst ein Studienobjekt: Eventuell lassen sich ihre Entwicklung zur Serienmörderin in einem nächsten kriminalpsychologischen Buch verwenden. Zwischen den beiden entwickelt sich ein vertrautes Verhältnis, das langsam intensiver wird. Körber gibt sich der Illusion hin, "seine" Zorzi mittlerweile genau zu kennen. Schließlich hat sie ihm einen tiefen Einblick in ihre Seele gewährt. Doch er unterschätzt ihre Wirkung auf Männer, der auch er erliegt. Und so sieht sich Körber in der Beschützerrolle für seine wunderbare, liebenswerte und zarte Zorzi, für die er alles tun würde. Nur blöd, dass sie ihm am Ende einen Strich durch die Rechnung macht.

    "Als der Termin kam, war es einer der surrealsten Momente in Körbers Leben. Zwei Menschen wurden unter staatlicher Aufsicht zusammengebracht, um einen privaten, möglicherweise intimen Moment zu erleben. Sie wurden dabei bewacht, damit der eine dem anderen nichts zuleide tat. Sex wurde ermöglicht, Mord verhindert. Das Ganze erinnerte an jene Meeresschnecken, die sich erst dann paarten, wenn alle Versuche, einander zu töten, gescheitert waren." (S. 222)

    Bettina Balàka bringt den Leser dazu, Sympathien für eine Serienmörderin zu entwickeln: die arme Zorzi will sich schießlich nur ihren Traum erfüllen, geliebt werden und hat dabei Pech mit ihren Männern. Die Prinzessin von Arborio wickelt also nicht nur ihre Männer um den Finger, sondern auch den Leser. Frau entwickelt ein hohes Maß an Schadenfreude, wenn der nächste Mann dem Irrglauben erliegt, Zorzi dominieren zu können und die Rechnung dafür kassiert. Na ja, zugegeben, die Männer in Balàkas Roman sind auch nicht unbedingt, die Hellsten ihrer Art;-)

    "Und Zorzi? War nicht auch sie durch die Liebe in den Abgrund geführt worden? Sie hatte dieses Gefühl hochhalten wollen, heilig und unangetastet, aber jedes Mal hatten es die Objekte der Liebe beschädigt, banal gemacht und beschmutzt. Die Objekte der Liebe waren immer schnell bei ihr eingezogen, weil sie es ganz und richtig machen wollte ... Und dann waren die Objekte der Liebe da gewesen, machten es weder ganz noch richtig, entzauberten und ernüchterten die Atmosphäre, hielten sich nicht an den Pakt, der mit dem Wort 'Liebe' doch implizit geschlossen worden war." (S. 180)

    Bettina Balàka beschreibt die Geschichte um Zorzi mit einer Leichtigkeit und einem sehr subtilen Humor, der diesen Roman zu einem Hochgenuss machen. Wer benennt seine Titelheldin schon nach einer Reissorte? Bettina Balàka macht es. Und das ist nur eines der vielen humoristischen Einlagen, die die Lektüre dieses Romanes so unterhaltsam machen.
    Man könnte natürlich meinen, dass Leichtigkeit kombiniert mit Humor eine seichte Mischung ergeben. Weit gefehlt. Denn trotz Plauderton, entwickelt der Roman eine Tiefgründigkeit, die den Leser in ihren Bann zieht.

    Daher mein Fazit: Großartige und intelligente Unterhaltung! Lesenswert!

    © Renie

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  1. Die charmante Mörderin

    Elisabetta Zorzi von allen nur Zorzi genannt ist eine beeindruckende Frau, sie ist nach erfolgreichen Schönheitsoperationen noch schöner geworden, beruflich erfolgreich mit ihrem Restaurant in Wien. Aber sie hat eine dunkle Seite - sie ist eine schwarze Witwe. Anstatt sich in einer unzufriedenen Liaison einfach zu trennen, bringt sie die Liebhaber kurzerhand um. Nummer 1 hat sie erledigt, da er sie ihres Erachtens nicht wirklich geliebt hat, hatte er sie doch zu den Schönheits-OPs überredet. Nummer 2 war ein notorischer Fremdgeher. Nach Mord Nummer 3 wird sie überführt, von dem Kriminalpsychologen Arnold Körber. Er verfolgt den Prozess und gerät immer mehr gefangen von Zorzi und ihren Taten. Bald sieht er ein, dass er sich in sie verliebt hat. Ein Kriminalpsychologe und eine Mörderin, wie wird das enden?

    Die Autorin Bettina Balàka hat mit ihrem Roman „Die Prinzessin von Arborio“ einen Roman erschaffen, der auf der einen Seite eine wunderschöne, amüsante Erzählung in sich birgt und auf der anderen Seite einen Kriminalroman beheimatet, mit dessen Mörderin wir als Leser mitfiebern, so selbstverständlich erscheinen ihre Morde. Denn Zorzi verübt ihre Taten in gewisser Weise mit einer Leichtigkeit und Unbeschwertheit, das lässt uns Leser Verständnis und Sympathie für sie aufbringen und mit ihr mitfühlen. Bettina Balàka verwendet dafür eine wunderbare Sprache und ihr Schreibstil zeigt ihre große Kunst des Geschichtenerzählens. Das Buch ist in einem guten Tempo verfasst und durch den flüssigen Stil herrlich leicht zu lesen. Genau das richtige für einen gemütlichen Frühlingsabend.

    Von Herzen gerne vergebe ich diesem besonderen Buch seine wohlverdienten fünf Sterne von fünf möglichen Sternen und empfehle es weiter an Leser, die dem ungewöhnlichen Krimi, mit einer guten Portion Humor versehen, gegenüber aufgeschlossen sind. Am ehesten lässt sich das Buch von seinem Stil her mit einem Roman der ebenfalls wundervollen Autorin Ingrid Noll vergleichen, ich bin sicher ihre Leser werden Bettina Balàka lieben. Ich zumindest habe mich von der ersten bis zur letzten Seite hervorragend unterhalten gefühlt.

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