Die Korrekturen

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Korrekturen' von Jonathan Franzen
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Korrekturen"

Die Korrekturen beginnt mit dem Einzug einer Kältefront aus der Prärie: "Es war deutlich zu spüren: Etwas Furchtbares würde geschehen. Die Sonne tief am Himmel, ein winziges Licht, ein erkaltender Stern. Windstoß auf Windstoß der Unordnung. Die Bäume rastlos, die Temperaturen fallend, die ganze nördliche Religion der Dinge: aufs Ende gerichtet."

Ebenso stürmisch wie sein Anfang wurde Jonathan Franzens Roman in den USA gefeiert. Kritiker überschlugen sich mit enthusiastischen Besprechungen; das Buch wurde mit dem National Book Award ausgezeichnet und die Tatsache, dass Franzen sich weigerte, in der Talkshow von Oprah Winfrey aufzutreten, sorgte zusätzlich für Gesprächsstoff. Seit Don DeLillos Unterwelt hat es in den USA nicht mehr so eine Aufregung um einen Roman gegeben. Auch hier zu Lande hat der Roman bereits vor seiner Übersetzung ins Deutsche viel Aufmerksamkeit erweckt. "Noch nie ist das Buch eines zuvor vollkommen unbekannten amerikanischen Autors in Deutschland so begierig erwartet worden", urteilte die Süddeutsche Zeitung.

Franzen erzählt die Geschichte der Familie Lambert aus dem Mittleren Westen. Im Zentrum steht die Frage, ob es Enid Lambert gelingt, ihre drei erwachsenen Kinder für ein "letztes Weihnachten" zurück nach St. Jude zu locken. Kapitel für Kapitel lernt der Leser das Leben und vor allem die Krisen der Eltern Enid und Alfred und ihrer drei Kinder Chip, Gary und Denise kennen. Alfred, pensionierter Ingenieur, leidet an Parkinson, seine Frau Enid unter ihrem Ordnungs- und Sparwahn, aber vor allem unter ihrem Mann. Der älteste Sohn Gary, erfolgreicher Banker in Philadelphia, steckt in einer Ehekrise und leugnet mit aller Macht seine Depressionen. Chip muss wegen einer Affäre mit einer Studentin seine Stelle als Literaturdozent aufgeben. Nachdem auch sein Versuch als Drehbuchautor gescheitert ist, findet er sich in Litauen wieder, wo er in einen groß angelegten Internet-Betrug verwickelt wird. Und Denise, die jüngste Tochter, verliert ihren Job als erfolgreiche Gourmet-Köchin, weil sie sich auf eine Affäre sowohl mit ihrem Chef als auch mit dessen Frau einlässt.

Es ist offensichtlich: Jeder der Lamberts ist auf seine Weise gescheitert. Dabei ist die junge Generation von ihrem Bemühen geprägt, die Lebensmodelle ihrer Eltern zu "korrigieren". Oder wie Gary es formuliert: "Sein ganzes Leben war so angelegt, dass es das Leben seines Vaters korrigierte" -- was ihm natürlich nicht gelingt. Am Ende steht doch nur die Wiederholung: die Familie als Schicksal.

Der Roman bewegt sich mit enormer Leichtigkeit durch die vielschichtigen Beziehungs- und Gefühlsgeflechte der Lamberts. Ihre Sorgen, Hoffnungen, Ängste und Neurosen sind sehr menschlich dargestellt, komisch und tief traurig zugleich. Teilweise gelingen Franzen dramatische Vignetten mit Sitcom-artiger Absurdität. Schnelle Dialoge und Wechsel der Perspektive erzeugen eine szenische Dynamik, die den Leser im Strom der Erzählung mitreißt. Viele dieser Szenen haben hohen Wiedererkennungswert. Unweigerlich werden sich manchen Lesern Parallelen zur eigenen Familie aufdrängen.

Aber Franzen hat mehr als die Geschichte einer Familie geschrieben. Indem er das persönliche Drama mit globalen Ereignissen verknüpft, ist ihm ein großer Gesellschaftsroman gelungen, der seine Leser so schnell nicht mehr loslässt. Großartige, intelligente Erzählliteratur! --Alexandra Plath

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Format:Taschenbuch
Seiten:784
Verlag: rororo
EAN:9783499235238

Rezensionen zu "Die Korrekturen"

  1. Ganz in Ordnung

    Die Korrekturen handelt von Familie Lampert. Das sind zum einen Enid Lampert, die noch ein letztes Mal mit all ihren Kindern Weihnachten zuhause in St. Judes feiern möchte, der kranke Alfred, Söhne Gary und Chip, sowie Tochter Denise. Sie alle haben dabei mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen, die in den verschiedenen Handlungssträngen, die am Ende zusammenführen und den Zeitsprüngen ausgebreitet werden.

    Jonathan Franzen hat mit "die Korrekturen" einen von der Kritik gefeierten Roman geschrieben und hat eigentlich alles was eine gute Geschichte für mich braucht. Drama, Figuren mit Problemen und dazu etwas an Gesellschaftskritik.

    Die Korrekturen war ganz wunderbar geschrieben (bzw. übersetzt) mit vielschichtigen Charakteren und authentisch wirkenden Charakteren, deren Gedanken und Gefühle, auf die die Geschichte aufgebaut war sehr ausführlich und gut ausgeleuchtet waren.

    Eigentlich hätte mir der Roman wirklich gut gefallen müssen, aber trotz allem, der interessanten Familiengeschichte, den facettenreichen Charakteren und dem flüssigen Schreibstil, bin ich bis auf das letzte Drittel, welches sich dann wirklich schnell und gut lesen lies und mich auch wirklich abgeholt und mitgerissen hat, nicht überzeugt.
    Zu oft hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte einige Längen hat, die ich ab und an sehr ermüdend fand und die es schwer gemacht haben, konzentriert zu lesen.

    Abschließend kann ich wohl sagen, dass ich die Korrekturen ganz in Ordnung fand. Ein Roman, der mich doch teilweise zum nachdenken gebracht hat und mir sicherlich im Gedächtnis bleiben wird aber eindeutig kein Lieblingsbuch wird oder ein Buch, dass ich unbedingt hätte lesen müssen.

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