Die Autobiographie der Zeit

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Autobiographie der Zeit' von Lilly Lindner
5
5 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Autobiographie der Zeit"

Lilly Lindner ist ein literarisches Ausnahmetalent unter den jungen deutschsprachigen Autorinnen. Seit sie ihr wortgewaltiges Debüt "Splitterfasernackt" vorlegte – die Verarbeitung ihrer eigenen Geschichte –, hat sie eine große Fangemeinde um sich geschart. Auf ihren zahlreichen Lesungen bewegt und erschüttert Lilly Lindner ihre Zuhörer, viele reisen ihr nach, um ihren Worten lauschen zu können. Es ist die Sprache dieser Autorin, die den Menschen unter die Haut geht. In ihrem neuen Buch erzählt Lilly Lindner die Autobiographie der Zeit – eine faszinierende Geschichte voller Weisheit, Poesie und Kraft.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:240
Verlag: Droemer TB
EAN:9783426305409

Rezensionen zu "Die Autobiographie der Zeit"

  1. 5
    03. Nov 2016 

    „Wenn Worte meine Sprache wären“

    Was Tim Bendzko für die Musik ist, ist Lilly Lindner für die Literatur. Ihr Name war mir bis dato kein Begriff. Aber an diesem Büchlein mit dem auffälligen Titel und der wunderschönen Gestaltung kam ich einfach nicht vorbei. Das Cover ziert eine aufgeklappte Taschenuhr, aus der Wasser fließt, auf dem wiederum ein Papierboot schwimmt. Das nennt man wohl Zeitfluss?! Und genau diese Zeit verging beim Lesen wie im Flug.

    Der Roman umfasst nur 240 Seiten, von denen längst nicht alle komplett beschrieben sind und die viele herausragende Illustrationen enthalten. An dieser Stelle auch ein großes Lob an Lisa Wöhling. Die Inhaltsangabe selbst sagt sehr wenig über den Inhalt des Buches aus. Aber gerade das alles zusammen hat mich noch neugieriger auf „Die Autobiographie der Zeit“ gemacht.

    Protagonistin ist die 15-jährige Ich-Erzählerin, die Zeit. Als sie stirbt und der Tod kommt, um sie abzuholen, lastet er ihr eine unheimliche Bürde auf. Sie muss ihren Heimatplaneten „Winter“ verlassen, um zukünftig für „den Rest der Zeit“ als unsterbliche Macht über die Welt zu wachen. Zusammen mit den anderen Mächten – Kevin (dem Raum), David (der Beständigkeit) und Shay (dem Abgrund) versucht sie, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Aber gerade die Menschen lassen diese Aufgabe zu einem schwierigen und komplexen Unterfangen werden …

    Die Sätze sind zwar sehr kurz und bündig, aber wählt man die richtigen Worte aus, sagen sie weitaus mehr aus als manch ein langer Roman. Die Autorin muss die Seiten nicht komplett mit Wörtern füllen, denn sie überlässt es uns Lesern, etwas Wortgewaltiges daraus zu machen. Lilly Lindner schreibt über Glück und Unglück, Mut und Angst und auch über Hoffnung und tiefe Hoffnungslosigkeit. Alles in der Macht stehende tun, um ein Unheil abzuwenden? Wie sollen die vier Mächte das schaffen, wenn der Mensch sich selbst zugrunde richtet?

    Die Autorin hat mich mit ihren Worten tief bewegt. Ihr Buch handelt von uns Menschen, der Zeit und was wir aus dieser Zeit machen. Über all das machen wir uns viel zu wenig Gedanken und nehmen vieles als selbstverständlich hin. Wer nach diesem Buch nicht ins Grübeln gerät, hat die ganze Geschichte nicht verstanden. „Die Autobiographie der Zeit“ ist ein wundervolles und kostbares Werk, welches ganz sicher fünf Sterne verdient hat. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung.

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  1. 5
    23. Mai 2016 

    Das Buch klingt wie traurige

    Das Buch klingt wie traurige Musik in meinen Ohren ...

    Die Autorin geht so verspielt mit Worten um, dass sie mich richtig erstaunen lässt ...

    Es gibt vier ProtagonistInnen in dem Roman; Kevin war der Raum, David war die Beständigkeit, Shay war der Abgund und die Icherzählerin war die Zeit.

    Alle vier waren einst ErdbewohnerInnen, bis sie vom personifizierten Tod abgeholt werden, und sie in das Universum landen. Alle vier gehören zusammen und ergänzen sich gegenseitig ...

    Die Zeit, die das Leben vermisst, das sie nicht wahrgenommen hatte, als es noch ihr gehörte ...

    Nebenbei wird man noch mit kurzen Menschenschicksalen gefüttert, die psychisch recht labil sind ...

    Die Sonne, die immer rauf und unter geht, und der Mond, der der Sonne hinterherrennt. Eine gwisse Monotonie was Naturereignisse betreffen, die aber sehr wohl auf Menschen bezogen werden kann.
    Vielleicht ist Stille ein Geräusch. Und keiner kann es wahrnehmen.

    Das Buch ist in Prosa geschrieben. Viele kleine Verse, manchmal nur ein Einzeiler, manchmal ein Zweizeiler auf einer Seite. Manchmal auch nur ein paar schöne Bildchen.

    Was die Autorin schreibt klingt so leicht, aber die Themen sind nicht leicht, die Themen beinhalten harte und traurige Hintergründe. Manchmal geht es ein wenig ins Apolkalyptische.
    Es tauchen viele Probleme auf, die unsere Gesellschaft derzeit beschäftigt. Umweltprobleme, Problem e mit Flüchtlingen, Probleme mit Nutztieren, und Themen, die die sozialen Netzwerke betreffen, etc.

    Richtug gut hat mir als Anbeterin des Mondes folgender Vers gefallen:
    Ich rettete den Mond. Er war mir nicht dankbar. Er sagte mir, ich hätte ihn doch einfach hängen lassen können. Er sei es leid, von Löchern bedeckt zu sein.
    Und so weiter ...

    Mein Fazit ?

    Von Lilly Lindner habe ich noch zwei andere Bücher gelesen, Bevor ich falle
    und Da vorne wartet die Zeit. Bevor ich falle fand ich grandios und Davor wartet die Zeit hat mir wegen der vielen Todesfälle nicht gefallen.

    Und die Themen scheinen sich auch in diesem Band zu wiederholen. Traurige Menschenschicksale, gepackt in eine wunderbare literarische Sprache, die mich sehr berührt hat, weshalb ich dem Buch die volle Punktzahl gebe. Auch, weil es sehr nachdenklich stimmt.

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  1. Ein tiefgründiges Buch über die Zeit voller Poesie und Kraft

    Der Grundbestand der Erde wurde in vier Mächte unterteilt:
    Kevin war der Raum
    David die Beständigkeit
    Shay der Abgrund
    Ich war die Zeit.
    Gerne hätte ich mit jemandem getauscht, aber das ging nicht, den wir hatten alle unsere Bestimmung. Von diesem Tag an waren wir unsterblich, aber es war nicht schön unsterblich zu sein und so hatten wir alle irgendwann Selbstmordgedanken. Aber was lässt man nicht alles über sich ergehen, wenn man allmächtig sein will? Meine Eltern ermunterten mich wie wichtig ich wäre, den die Zeit halte alleine die Welt zusammen. Eigentlich hatte ich mir das als Kind immer gewünscht mächtig zu sein und so ereilte mich an meinem 15.Geburtstag der Tod. Er holte mich ohne das ich mich von meinen Eltern verabschieden konnte. Jedoch als unsterbliche Hülle lebte ich weiter, den ich war auserwählt worden die Zeit zu sein. Irgendwann merkte ich das ich mich durch einen Trick sichtbar und unsichbar machen kann. Wir vier waren sehr jung, als wir alle am selben Tag starben um unsere Bestimmung zu bekommen, ob wir wollten oder nicht.

    Meine Meinung:
    Dieses Buch erschließt sich einem nicht sofort, es ist ein Werk das man auf sich einwirken lassen muss und sicher mehrmals lesen sollte, ehe man umfassen kann was Lilly Lindner uns hier mit auf den Weg geben will. Streckenweise erinnerte es mich an "Der kleine Prinz" den ich auch mehrmals las ehe ich ihn bis ins tiefste begriff. Was bringt eine junge Frau dazu sich solche Gedanken zum Thema Zeit zu machen? Sind es ihre schrecklichen Erfahrungen in der Kindheit, die sie in ihrem provokanten Buch "Spitterfasernackt" beschrieben hat? Ich kenne diese Buch leider nicht, nur beim hineinblättern im Internet, stellte ich fest das es ganz anders aufgemacht ist wie dieses Werk. Durch kurze prägnante Sätze voller Weisheit, Tiefgang und Kraft nimmt sie uns mit auf die Reise mit der Zeit. Die Zeit wird hier in Ich-Form geschrieben und wirkt allzu menschlich, wie auch die anderen 3 Mächte die sie durch das Buch begleiten. Aufgeteilt in 3 Abschnitte mit mehreren Kapiteln: Der Anfang der Zeit / Der Ozean im Meer / Das Ende der Zeit, wird dieses Buch aufgelockert durch wunderschöne Bilder, eines davon ziert auch das Cover des Buches. Die 1985 geborene Schriftstellerin gilt als zurückhaltend und als absolutes Ausnahmetalent. Mit 15 Jahren schrieb sie schon erste Romane und Texte. Dieses Buch ist für mich absolut meisterhaft und verdient 5 von 5 Sterne.

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