Der Zirkus von Girifalco: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Zirkus von Girifalco: Roman' von Domenico Dara
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Zirkus von Girifalco: Roman"

Hochsommer in Süditalien: Im beschaulichen Girifalco steht das Fest des Dorfheiligen San Rocco an, Höhepunkt des Jahres, und ein feuchtfröhliches Familienfest. Doch in diesem Jahr verirrt sich ein Zirkus in die Stadt, und seine Anwesenheit scheint einen wundersamen Einfluss auf die Dorfbewohner zu nehmen. Im Dörfchen Girifalco sind Alt und Jung in heller Aufregung, die Weggegangenen kehren für ein paar Tage zurück, um gemeinsam mit den dagebliebenen Familien zu essen, zu trinken und das alljährliche Fest zu Ehren des Patronatsheiligen San Rocco zu feiern. Doch inmitten der Dorfgemeinschaft gibt es einige, die mit ihrem Schicksal hadern: Da ist z.B. Archidemu, ein Menschen- und Sternenbeobachter, der es nie verwunden hat, dass sein kleiner Bruder vor Jahren unter seiner Aufsicht verschwunden und seitdem wie vom Erdboden verschluckt ist. Oder die verbitterte Mararosa, der in ihrer Jugend der ihr zugedachte Ehemann abhanden gekommen ist und die ihren Mitmenschen – allen voran der Rivalin Rorò – fortan nur das Schlechteste wünscht. Oder Don Venanziu, offiziell virtuoser Schneider von Girifalco, inoffiziell virtuoser Liebhaber der Frauen des Dorfes, der erkennen muss, dass auch seine Virilität endlich ist. Doch als sich ein mysteriöser Zirkus nach Girifalco verirrt, kommt Bewegung in ihr Leben und für unmöglich gehaltene Hoffnungen scheinen sich plötzlich erfüllen zu können. Ein poetischer, märchenhafter Roman, der von Wünschen und Träumen erzählt und davon, dass man ihnen manchmal auf ganz unverhofften Wegen näherkommt.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:528
EAN:9783462054613

Rezensionen zu "Der Zirkus von Girifalco: Roman"

  1. Witzig, eigen und sehr italienisch

    Nach Beenden dieses Buches bin ich ein wenig ratlos, wie man so etwas beurteilen soll. Es ist ein besonderes Buch, auf jeden Fall, gekonnt erzählt, sehr eigen und sehr italienisch. Es ist aber auch eine echte Herausforderung.

    Kurz vor Mariä Himmelfahrt verfährt sich der Zirkus Engelmann und landet in dem kleinen Ort Girifalco in Kalabrien. Bis es so weit ist, gehen allerdings knapp 100 Seiten ins Land, in denen wir einige Bewohner des Städtchens gründlichst kennenlernen. Da ist Lulù, der Verrückte, der im Irrenhaus lebt, aber tagsüber durch die Straßen strolcht, Don Venanziu, der Schneider und Tröster gelangweilter Ehefrauen, Cuncettina, die Vertrocknete, die einfach nicht schwanger wird oder Rorò, die glückliche Bäckerin, der einfach alles gelingt.

    Als der Zirkus über die Feiertage dort aufschlägt, geraten Dinge in Bewegung. Veränderung liegt in der Luft und heißt es nicht eh, dass Wunder geschehen können zu hohen Festen? Archidemu, der Stoiker, sieht Hinweise in der Sternenkonstellation, die Reliquien werden hervorgeholt und ausgestellt, auch das hat doch immer Auswirkungen.

    Domenico Dara spielt hier liebevoll mit Typen und Stereotypen, mit Vorurteilen und den Eigenarten italienischer Originale. Er hat aber auch die Weitschweifigkeit für sich entdeckt, kultiviert und zur Meisterschaft erhoben und zelebriert sie in diesem Buch beeindruckend.

    Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich so eine Erzählweise tolldreist, nervtötend oder genial finde. Es ist kreuzkomisch aber auch eine Geduldsprobe und bringt den Leser an seine Grenzen. Ich habe mich köstlich amüsiert, nachdem ich die Phase der Verzweiflung überwunden hatte, kann aber auch verstehen, wenn manch einer zwischenzeitlich das Handtuch schmeißt.

    Auf jeden Fall ist es ein Buch, das seinesgleichen sucht und das man so schnell nicht vergisst. Es ist wirklich schwer, so etwas zu bewerten. Drei Sterne sind eigentlich zu wenig, aber vier Sterne verharmlosen dann doch die Problematik… es bekommt von mir drei Sterne und meine Hochachtung für meisterliche Erzählkunst und Unverfrorenheit.

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