Der Todesmeister

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Todesmeister' von Thomas Elbel
4.2
4.2 von 5 (9 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Todesmeister"

An der Oberbaumbrücke wird die Leiche eines jungen Mädchens angespült. Der Körper weist grausame Folter- und Missbrauchsspuren auf. Es handelt sich um die Nichte des Berliner Justizsenators, und sie scheint nicht das einzige Opfer zu sein: Im Internet tauchen Videos auf, in denen junge Frauen auf perverse Weise zu Tode gequält werden. Viktor von Puppe, frisch aus dem Innenministerium zum Berliner LKA gewechselt, und seine Kollegen stehen unter Druck, doch in höheren Kreisen scheint nicht jeder an einer Aufklärung interessiert zu sein …

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:512
EAN:9783734104145

Rezensionen zu "Der Todesmeister"

  1. 5
    25. Mär 2018 

    Spannend und unbedingt empfehlenswert

    Der Leichenfund eines jungen Mädchens unweit der Oberbaumbrücke in Berlin schockt die Stadt. Ihr Körper ist durch grausame Folter- und Missbrauchsspuren gekennzeichnet. Noch brisanter wird der Fall als sich herausstellt, dass es sich beim dem Opfer um die Nichte des Berliner Justizsenators Max Stade handelt.

    Der Fall wird dem LKA übertragen. Hier ermitteln Kenji Tokugawa und Begüm Duran. Zusätzlich zum Team wird Victor von Puppe mit eingesetzt, der auf eigenen Wunsch vom BKA versetzt wurde. Dieses bunt gewürfelte Ermittlerteam hat es in sich. Sie passen in kein Schema. Ergänzt wird die Truppe durch die außergewöhnliche Gerichtsmedizinerin Dr. Stella Samson. Diese vier, die scheinbar nicht zusammenpassen, finden sich zusammen. Bedingt durch ihre unterschiedliche Herkunft, Vorurteile etc. ist es für sie nicht einfach miteinander zu agieren. Die unterschiedlichen Charaktere des Ermittlerteams spielen jedoch wunderbar ineinander und machen das Lesen spannend.

    Dann sind da die Eltern und der Onkel des toten Mädchens. Bei ihnen hat man das Gefühl, sie verbergen etwas und machen es den Ermittlern dadurch noch viel schwerer. Warum wurde denn beim Verschwinden des Mädchen keine Vermisstenanzeige gestellt? Beim Versuch der Ermittler mit unkonventionellen Methoden an weitere Informationen zu kommen, schalten sich schnell die höheren Ebenen ein und alle werden in ihre Schranken verwiesen. Im Gegenteil der Fall wird sehr schnell bei der Verhaftung eines Tatverdächtigen zu den Akten gelegt.

    Doch es verschwinden weitere Mädchen.

    Dieser Thriller hat es in sich und ist genial geschrieben. Zudem fällt der geschliffene und brillante Schreibstil auf. Das lässt sich gut lesen und ist spannend bis zum Ende. Mit psychologischer Raffinesse gelingt es dem Autor die Spannung von Kapitel zu Kapitel zu steigern. Die hohe Grundspannung des Geschehens wiederum sorgt dann dafür, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen mag und sich total gefesselt und gebannt wiederfindet.

    Das Buch konnte voll bei mir punkten und ich vergebe nur zu gerne fünf von fünf möglichen Sternen.

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  1. Die dunkle Seite von Berlin

    An der Oberbaumbrücke in Berlin wird die Leiche der 16-jährigen Katharina Racholdt angespült. Der grausam zugerichtete Körper der Nichte des Berliner Justizsenators weist Spuren von Folter und Missbrauch auf. Und sie ist nicht das einzige Opfer. Die Ausreißerin Jenny Steenbergen gerät auch in die Fänge, ihr droht bald ebenso der Tod. Viktor von Puppe, der gerade erst aus dem Innenministerium zum Berliner LKA gewechselt ist, und seine neuen Kollegen Kenji Tokugawa und Begüm Duran sind überzeugt, dass der Senator etwas mit der Sache zu tun hat. Dieser lässt die Ermittlungen einstellen. Doch Viktor will mit den beiden Kollegen nicht nur die Morde aufklären, zu denen im Internet perverse Videos auftaucht sind. Er hat auch einen ganz persönlichen Fall aufzudecken…

    „Der Todesmeister“, das Thrillerdebüt von Thomas Elbel, ist der erste Teil der Reihe um Ermittler Viktor Puppe.

    Meine Meinung:
    Das Buch besteht aus 23 Kapiteln sowie einem Pro- und einem Epilog. Unterteilt ist die Handlung in mehrere Wochentage. Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich aus der Perspektive von Viktor, aber auch aus der Sicht mehrerer anderen Personen – inklusive des Täters. Letzteres bietet beim Lesen spannende und verstörende Einblicke in dessen Psyche.

    Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, jedoch nicht besonders auffällig. Die vielen Dialoge sind gelungen. Etwas gestört habe ich mich an den noch zahlreichen Fehlern, die das Korrektorat in der Originalausgabe übersehen hat.

    Gut gefallen hat mir das Ermittlertrio. Viktor, Ken und Begüm sind vielschichtige Menschen mit Ecken und Kanten, die mir sympathisch wurden und größtenteils glaubwürdig dargestellt wurden. Die Nebenfiguren sind ebenfalls interessant, wirken aber stark überzeichnet.

    Die Grundidee finde ich kreativ. Inhaltlich ist die Geschichte nichts für Zartbesaitete. Sehr brutale Szenen werden beschrieben, wovon einiges für die Spannung eher nicht notwendig gewesen wäre.

    Trotz der hohen Seitenzahl entwickelt sich die Geschichte auf fesselnde Weise. Sie ist temporeich und hat kaum Längen. Die Auflösung des Falls ist schlüssig und war für mich nicht vorhersehbar. Die Handlung ist recht komplex und bietet einige Wendungen. Dem Autor gelingt es dennoch gut, die offenen Enden zusammenzuführen, ohne dass größere Logiklücken klaffen.

    Das Cover ist ansprechend gestaltet. Allerdings hat sich mir die Darstellung des Insekts nicht so ganz erschlossen.

    Mein Fazit:
    „Der Todesmeister“ von Thomas Elbel ist eine lesenswerte Geschichte, die für spannende Lesestunden gesorgt hat. Vor allem Krimifans, die nicht allzu zimperlich sind, kann ich die Lektüre empfehlen.

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  1. 3
    17. Mär 2018 

    Willkommen im Grand Guignol...

    Das Grand Guignol war von 1897 bis 1962 ein einzigartiges Theater in Paris, spezialisiert auf Horror. Als Vorläufer beispielsweise der Splatter-Filme der Moderne wurden dort auf der Bühne sehr realistisch inszenierte Gräueltaten aufgeführt, bei denen durchschnittlich jeden Abend zwei Zuschauer in Ohnmacht fielen. Das Grand Guignol dieses Thrillers jedoch ist anders. Sich an den alten Stücken orientierend, werden hier in Filmen grauenhafte Szenen nachgestellt - doch nicht als Schauspiel, nicht als Fake - sondern live und in Farbe im Darknet. Es. Ist. Alles. Echt.

    Die Videos zeigen junge Frauen, die grausam gefoltert und zu Tode gequält werden und erfreuen sich im Internet zunehmender Beliebtheit. Und dem Täter scheinen die Ideen nicht auszugehen. Doch als die Leiche der Nichte des Berliner Justizsenators mit furchtbaren Spuren der Misshandlung auftaucht, setzt sich der Polizeiapparat in Wallung. Um gleich wieder zu stoppen. Der Täter scheint gefunden zu sein, die Aktendeckel werden nur zu rasch wieder geschlossen, und Viktor von Puppe und seine Kollegen vom Berliner LKA werden aufgefordert, sich dem nächsten Fall zuzuwenden. Doch die Ermittler glauben nicht an diese einfache Lösung - zu viele Ungereimtheiten verlangen nach Aufklärung. Doch wie soll das gehen - gegen den Widerstand der Obrigkeit? Von Puppe ahnt: hier ist etwas faul!

    Viktor von Puppe wird gleich an seinem ersten Arbeitstag beim LKA mit diesem haarsträubenden Fall betraut. Dabei ist er gar kein gelernter Ermittler, sondern wurde vom Innenministerium als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Zum Glück kann er auf die Unterstützung zweier versierter Kommissare vertrauen: Kenji Tokugawa (er hat asiatische Wurzeln) und Begüm Duran (sie ist türkischstämmig und alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter). So unterschiedlich die drei auch sein mögen - und jeder hat da sein eigenes Päckchen zu tragen -: das Engagement für diesen undurchsichtigen Fall ist ihnen gemein. Trotzdem würde ich sie nicht als Team bezeichnen, sondern eher als 'Einzelkämpfer', die gelegentlich miteinander kooperieren. Die Zusammenarbeit ist auch nicht nur von Sympathie getragen, doch der Einsatz auch füreinander wird dadurch nicht getrübt.

    Neben diesen drei Ermittlern hat Thomas Elbel noch ein ganzes Arsenal an interessanten Charakteren geschaffen. Vereinzelte Rückblenden beleuchten beispielsweise den Täter, einen durch Kindheitserlebnisse schwer traumatisierten Psychopathen. Daneben tauchen noch eine sexuell sehr freizügige und experimentell veranlagte Rechtsmedizinerin auf, ein transqueer lebender Informatiker, ein homosexueller LKA-Chef, ein ehemaliger Nazi u.v.m. Eine bunte Mischung also, die ich zunächst als erfrischend erlebte, die dann für mich jedoch zunehmend in Klischees abdriftete, was ich sehr bedauerlich fand. Aber da dieser Band der Einstieg in eine Reihe um Viktor von Puppe sein soll, haben die Charaktere in den kommenden Folgen noch Möglichkeiten der Entfaltung...

    Der Fall selbst bietet viele interessante Facetten, und gerade die Tatsache, dass die Obrigkeit den Aktendeckel schneller zu schließen versucht als von Puppe 'Piep' sagen kann, versprach spannende Ermittlungen. Leider empfand ich die Handlung insgesamt eher als zerfasert, und selbst am Ende, als sich die Handlungsstränge grob verflechten, hatte ich nicht das Gefühl eines zufriedenstellenden Ganzen. Zudem waren die Schilderungen einiger Szenen für mich - trotz großer Thrillererfahrung - doch grenzwertig. Die Darstellung grausamer Folterhandlungen bescherte mir jedenfalls manchmal ein 'Zuviel' an Kopfkino, so dass ich hier nur wohldosiert lesen konnte. Für mich gilt nach wie vor: Thriller ja, auch mit blutigen Szenen, Horror nein. Und dieser Thriller bietet eben mit seinem 'Grand Guignol' Thema eine Gratwanderung...

    Der Schreibstil war flüssig zu lesen, stieß mir punktuell aber auf, da er z.T. sehr überzeichnet umgangssprachlich geriet. Allerdings bildete gerade die flapsige Art des Kollegen Kenji Tokugawa und der zwischendurch aufblitzende Humor einen erholsamen Kontrast zu den grausamen Szenen. Ein paar unlogische Details und nicht immer gelungene Kürzungen durch das Lektorat bildeten kleine Stolpersteine in diesem ansonsten vielversprechenden Thriller-Debüt des Autors.

    Jedenfalls freue ich mich trotz der genannten Schwächen auf eine Fortsetzung der Reihe - ein paar Fragezeichen hat der Fall schließlich zurückgelassen. Und deshalb werde ich Ausschau halten nach Band 2!

    © Parden

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  1. 4
    01. Mär 2018 

    Ein neues Team

    Viktor Puppe (eigentlich von Puppe) bemüht sich um eine Abordnung an die Mordkommission. Sein neuer Chef ist misstrauisch, was will der Jurist bei den normalen Ermittlern. Allerdings herrscht Personalmangel und so weist er seinen neuen Mitarbeiter dem Team bestehend aus Kenji Tokugawa und Begüm Duran zu. Schon bald wird den dreien der Fall einer am Spreeufer angespülten Mädchenleiche übertragen. Es stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um die Nichte des Justizsenators handelt, was dem Fall einen besonderen Stellenwert gibt. Erstaunlich, dass die Verwandten die Ermittlungen eher behindern.

    Ein neues Team findet sich zusammen. Kenji, der Sohn einer Einheimischen und eines japanischen Vaters; Begüm, die alleinerziehende Mutter, und Viktor, mit Wurzeln, von denen er nichts mehr wissen will. Nach einigen Wortgefechten verständigt man sich doch auf eine recht gute Zusammenarbeit, auch wenn es mit Andeutungen und Blicken manchmal hoch hergeht. Schnell ergeben sich Spuren, die auf einen bestimmten Täter hindeuten. Der Fall wird offiziell abgeschlossen, doch die Ermittler gehen heimlich einem unglaublichen Verdacht nach und bekommen Steine in den Weg gelegt. Wie dem begegnen? Aufhören oder Weitermachen? Weitermachen natürlich und so entwickelt sich quasi eine zweite Untersuchung hinter dem Rücken des Chefs.

    Berlin, eine pulsierende Stadt, in der es eigentlich nichts gibt, das es nicht gibt. Doch auch in dieser lebendigen Metropole ist es nicht an der Tagesordnung, dass ein junges Mädchen grausam ermordet wird. Man nimmt dem Team den Feuereifer ab, mit dem es die Arbeit aufnimmt. Sie müssen sich erst zusammenraufen und das tun auf eine für den Leser unterhaltsame schlagfertige Weise, die alle gleichermaßen sympathisch werden lässt. Manchmal ermitteln sie einzeln, doch gemeinsam sind sie stark. Sie ergänzen sich in ihren Erfahrungen und Fähigkeiten. Und sie sind authentisch in ihre Umgebung hineingeschrieben. Man fühlt sich versucht, die Plätze und sei es auch nur im Internet aufzusuchen.

    Ein lesenswerter erster Band um Viktor Puppe, dem mindestens noch ein zweiter folgen soll. Ein neues Team, das Serienpotential hat.

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  1. Eine starke Truppe

    Der Prolog schildert die Gefangenschaft und Misshandlung eines Mädchens, was zunächst nach Schema F aussieht. Überraschend in diesem Thriller ist, dass dem Mädchen kurz darauf die Flucht gelingt – die allerdings nur von kurzer Dauer ist.
    Als an der Oberbaumbrücke in Berlin die Leiche eines jungen Mädchens angespült wird, die grausame Folter- und Missbrauchsspuren aufweist, findet man bald heraus, dass es sich um die Nichte des Justizsenators handelt. Das Mädchen hatte sich in den letzten Monaten offenbar sehr verändert, sich von ihren Eltern abgewendet und war mehrmals von zu Hause ausgerissen. Dennoch scheint der Justizsenator nicht an einer lückenlosen Aufklärung des Mordes an seiner Nichte interessiert zu sein. Was hat er zu verbergen? Gleichzeitig tauchen im Internet Snuff-Videos auf, in denen Frauen vor laufender Kamera zu Tode gequält werden.
    Der Thriller enthält einige sehr grausame Szenen. Gerade zu Beginn, beim Prolog, war ich mir noch nicht sicher, ob ich das Buch weiterlesen will oder kann.
    Mit dem Auftreten der Ermittlungstruppe wandelt sich der Eindruck dann aber schlagartig. Viktor von Puppe, eigentlich im Innenministerium beheimatet, wechselt aus privaten Gründen, die vorerst im Unklaren bleiben, ans Berliner LKA. Er als ,,Schwiegermuttertraum“ und adlig, tut sich zunächst schwer mit seinen Kollegen: Kenji Tokugawa, halb Deutscher, halb japanischer Samurai, und die harte und äußerst reservierte Begüm Duran mit türkischen Wurzeln. Die Dialoge zwischen ihnen sind teils aggressiv, teils witzig, auf jeden Fall unterhaltsam. So kommen neben grausamen und traurigen Szenen das Skurrile und der Witz keinesfalls zu kurz. Auch Richter, der Chef der Truppe, ist ein ganz eigener Charakter, neben dem selbst Chuck Norris nur ,,ein Turnbeutelvergesser“ ist, ebenso die selbstbewusste Pathologin Stella, die schnell ein Auge auf Viktor geworfen hat. Mit diesen eigenwilligen und unverwechselbaren Figuren kann der Thriller in meinen Augen punkten und hebt sich dadurch deutlich vom Durchschnitt ab.
    Überraschende Wendungen und falsche Fährten halten die Spannung bis zum Schluss hoch und man hofft auf eine baldige Fortsetzung mit ,,Püppi“ und seinen Kollegen.

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  1. Nichts für schwache Nerven

    Als ich den Klappentext zum Thriller "der todesmeister" gelesen habe, war ich unsicher, ob ich an der Leserunde teilnehmen sollte. Die Leiche eines jungen Mädchens, gefoltert und vergewaltigt, wird in der Nähe der Oberbaumbrücke in Berlin gefunden.

    Gewalt und Missbrauch bei Kindern ist ein Thema, das ich als Mutter zweier Mädchen lieber meide. Doch die erste Leseprobe und die Aussicht, dass der Autor selbst für Fragen zur Verfügung steht, haben mich überzeugt. Gott sei Dank, denn der Thriller hat sich zwar als grausam herausgestellt, aber auch als extrem spannend und humorvoll. Eine gelungene Mischung mit einem interessanten Ermittlungsteam. Aber erst mal der Reihe nach...

    Worum geht es?
    Im Prolog flüchtet ein Mädchen, dass ungefähr drei Wochen gefangen gehalten, gefoltert und offenkundig missbraucht wurde, vor seinem Peiniger, wird jedoch wieder aufgegriffen.

    "Willkommen im Grand Guignol", sagte er. "Das Kabarett des Schreckens." (S.17)

    Am 5. Januar 2017, einem Donnerstag, wird ihre Leiche an der Oberbaumbrücke gefunden. Der Obdachlose Gerd hat zuvor die "Entsorgung" des Mädchens beobachtet und gestört, dabei gerät er gemeinsam mit ihr in die Fluten, kann sich aber retten. Wird er als Zeuge aussagen können?

    Am gleichen Tag tritt Viktor von Puppe seinen Dienst am LKA an, bisher hat er für das Innenministerium gearbeitet. Die wahren Motive für seine Versetzung will er dem Chef der Behörde, Erich Richter, unter keinen Umständen mitteilen.

    "Die Wahrheit war tabu, oder seine "Polizeikarriere", würde enden, bevor sie überhaupt begonnen hatte." (S.23)

    "Aber er musste unbedingt zur Poilzei. Es war der einzige Weg, endlich die Wahrheit..." (S.25)

    Welches Geheimnis birgt der neue Ermittler und welche Motive haben ihn veranlasst seinen Arbeitsplatz mit dem rauen Polizeialltag zu vertauschen?

    Seine neuen Kollegen sind

    Kenji Tokugawa, japanischer Abstammung, der nach außen hin eine große Berliner Schnauze zelebriert, dessen Vergangenheit aber ein ebenso dunkles Geheimnis birgt, wie die Viktor von Puppes.

    "Das Gesicht des Mannes hatte etwas Aristokratisches, wie aus einem alten Samurai-Schinken, mit einem feinen goldfarbenen Tein und einem dünnen Bart. Sein Oberkörper steckte in einem verwaschenen Longsleeve, auf dem ein "Dead Kennedys"-Logo prangte. Dazu trug er Cargopants mit Camouflage-Musterung und gammelige Kampfstiefel." (S.38)

    Begüm Duran, allein erziehende Mutter einer vierjährigen Tochter und türkischer Herkunft, die sich Viktor gegenüber abweisend und schroff verhält.

    Ken beschließt kurzerhand ihn "Püppi" zu nennen und es sieht aus, als müsse sich Viktor erst deren Respekt verdienen. Die Dialoge zwischen dem ungleichen Ermittlertrio sorgen für den entsprechenden Humor und für viele skurrile Szenen - zusammen mit der sehr attraktiven Rechtsmedizinerin Stella, die ihr sexuelles Interesse an Viktor recht offen bekundet, bilden sie einen wohltuenden Kontrast zu dem grausamen Fall.

    Bei der Toten handelt es sich um die entlaufene Nichte des Justizsenators, der aus irgendeinem Grund kein Interesse daran hat, dass die Hintergründe ihres Verschwindens genauer untersucht werden. Trotz anders lautender Befehle befragen Ken und Viktor die Mutter des verschwundenen Mädchens und fördern zu Tage, dass diese seit den Sommerferien verändert und mehrfach von zu Hause ausgerissen ist. Gemeinsam mit freizügigen Fotos, die der Justizsenator erwähnt und die er von einem "Internetputzer" bereits hat entfernen lassen, ergeben sich daraus einige Ermittlungsansätze.

    Ein weiterer Handlungsstrang, neben dem Obdachlosen Gerd, bilden die ausgerissenen Kinder Jenny und Lukas, die ebenfalls "in Kontakt" mit dem Täter treten, der offenkundig in einem Internetchat mit dem Decknamen "Grand Guignol" in Erscheinung tritt, wobei deutlich wird, dass Videoaufnahmen des misshandelten Mädchens eine Rolle spielen.

    Bereits am nächsten Tag, Freitag, dem 6.Januar 2017, wird der vermeintliche Täter gefunden.

    Doch das Ermittler-Trio ist sich sicher, dass dies nur ein Bauernopfer gewesen sein kann. Wer steckt wirklich hinter dieser grausigen Tat? Und welcher Rolle spielt das Haus mit dem schalldichten Keller und dem Filmstudio, in dem der Täter aufgefunden und das in Brand gesteckt wurde?
    Die drei beschließen auf eigene Faust weiter zu ermitteln - gegen den Willen ihres Vorgesetzten.

    Bewertung
    Der Fall ist wirklich grausig, da junge Mädchen gefoltert, missbraucht und schließlich getötet werden, wobei dies im Rahmen einer Inszenierung geschieht, die gefilmt und im Internet verbreitet wird - sogenannte Snuff-Videos (=filmischen Aufzeichnung eines Mordes) entstehen und werden im Thriller recht realitätsnah geschildert. Also nichts für schwache Nerven.

    Im Kontrast dazu steht das mulitkulturelle Ermittlerteam. Jeder von ihnen wartet mit einer interessanten Vergangenheit auf und ihr lockerer Umgangston sorgt für temporeiche Dialoge. Ihr unterschiedlicher sozio-kultureller Hintergrund führt zu gegenseitigen Missverständnissen und manchmal hat man das Gefühl, da treffen Welten aufeinander, was in entsprechenden Situation so geschildert wird, dass man zwischendrin auch mal lachen kann.

    Skurrile Szenen mit schwarzem Humor, Wortwitz und entsprechende Metaphern bilden somit das Fundament, auf dem man die grausamen Szenen ertragen kann.

    "Dafür wurde die Entdeckung ihrer Leichen in der Spree und die Folter, die sie erlitten hatte, in der blumigsten Sprache, die das glatte Beamtendeutsch zuließ, ausgemalt." (S.185)

    Interessant sind auch die verschiedenen Perspektiven - als Leser/innen erwartet uns Katharinas Tagebuch mit authentischer Jugendsprache

    "Therese hat Onkel Max so was von geblickgefickt. Ich habe mich voll weggeschmissen. Er ist aber auch echt ein Dadster." (S.222)

    Und ein Blick in den Kopf des Täters,

    - "Er liebte die Dunkelheit" (S.260) -

    der ebenfalls mit einer grausigen Vergangenheit aufwarten kann - aber das entschuldigt in keinster Weise seine Handlungen.

    Glaubt man gegen Ende zunächst, es laufe auf den üblichen Showdown heraus, überrascht der Thriller mit einer unerwarteten Wendung und es wird so spannend, dass ich bei den letzten hundert Seiten nicht mehr aufhören konnte zu lesen.

    Es gibt auch schon Hinweise darauf, dass es einen zweiten Fall mit dem Ermittler-Team geben wird. Darauf freue ich mich schon sehr!

    Für alle Thriller-Fans, eine klare Lese-Empfehlung.

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  1. Trotz interessanter Grundidee für mich leider eine Enttäuschung

    Die Grundidee der Geschichte ist in meinen Augen wirklich originell: und zwar greift Thomas Elbel hier die Gattung des "Grand Guignol" auf, die zurückgeht auf ein Pariser Theater, das von 1897 bis 1962 Stücke mit grotesk übersteigertem Horror zeigte – quasi der Vorläufer moderner Splatterfilme. Die Stücke waren so blutig, entsetzlich und realistisch, das für gewöhnlich in jeder Vorstellung wenigstens zwei Zuschauer in Ohnmacht fielen. Aber während im "Théâtre du Grand Guigno" alles nur Kunstblut und geschickt inzenierte Effekthascherei war, strebt der Todesmeister in diesem Thriller nach größerer Realitätsnähe... Und im Darknet finden sich gut zahlende Bewunderer dieser Kunst.

    Da schwingt mehr als ein bisschen Gesellschaftskritik mit, denn es ist leider Realität, dass es Menschen gibt, die fürstlich dafür zahlen, sich am Leiden und Tod anderer aufgeilen zu können.

    Im Buch kommen zwar auch Menschen vor, die sich die Filme des Todesmeisters in dem Glauben anschauen, sie seien fake – nur eine Art Underground-Horror für den schnellen Kick... Und trotzdem: sind wir so abgestumpft, dass es immer noch blutiger, noch perverser, noch extremer sein muss?

    Natürlich gibt es daher auch blutige, grausame Szenen, aber in meinen Augen verzichtet der Autor darauf, dies über die Maßen auszureizen und damit selber den Voyeurismus des Lesers anzusprechen.

    Und das alles ist auch wirklich spannend, gar keine Frage. Allerdings ist die ein oder andere Entwicklung doch ein wenig vorhersehbar, und besonders gegen Ende schleicht sich das ein oder andere Klischee ein.

    Es gibt auch Hinweise, die den Ermittlern etwas erzwungen in die Hände gespielt werden. Zum Beispiel fand ich es erstaunlich, dass Mitglieder einer geheimen Organisation, die Folterpornos vertreibt, anscheinend überall ihre Visitenkarten verlieren, natürlich praktischerweise mit ip-Adresse... Und umgekehrt: einem Zeugen, der viel zur Aufklärung beitragen könnte, glaubt niemand, obwohl der dazugehörige Fall eigentlich in den Medien präsent ist.

    Die Charaktere bieten eine Diversität, die ich an sich sehr positiv finde: zu Protagonist Viktor von Puppe gesellen sich die Kommissare Kenji Tokugawa und Begüm Duran, es gibt einen homosexuellen Charakter und eine/n, der/die genderqueer ist, Gerichtsmedizinerin Stella ist Prosopagnostikerin, also gesichtsblind... Am Anfang fand ich die Zusammensetzung des Ermittlerteams noch gelungen. Mir gefiel die zwischenmenschliche Chemie, die Charaktere erschienen mir lebendig und komplex.

    Leider gewann ich im Laufe des Buches immer mehr den Eindruck, dass die Charaktere allzu oft in Klischees verfallen. Besonders Stella kam mir zunehmend vor wie einem feuchten Traum entstiegen; sie lebt ihre Sexualität fast schon aggressiv aus, trägt auch schon mal nichts unter dem Nerzmantel, lässt nach kurzer Bekanntschaft schon fallen, dass sie einem flotten Dreier nicht abgeneigt wäre, und als sie mit einer Waffe bedroht wird, fällt dieser Satz:

    »Auf mich war gerade eine Pistole gerichtet. (...) Und das hat mich ja so was von scharf gemacht.«

    Aber gut, damit hätte ich noch leben können. Warum nicht, wenn es ihr Spaß macht und alle Beteiligten freiwillig dabei sind. Leider gibt es eine Szene, in der sie diese Grenze in meinen Augen überschreitet.

    Vom Schreibstil war ich schon nach wenigen Seiten sehr angetan, Thomas Elbel findet ausdrucksstarke Formulierungen und baut sehr lebendig und eindrücklich Atmosphäre auf.

    Was mich dann jedoch immer wieder störte: in den Monologen/Dialogen sprechen die Charaktere zum Teil in sehr übersteigerter Umgangssprache, die für mich nicht mehr natürlich wirkte, sondern aufgesetzt.

    "Von mir aus kannst du so viel smartscheißen, wie du willst. Wenn du aber so weitermachst, wirst du bei Begüm voll verkacken, was irgendwie blöd für den Teamspirit wäre, if you know what I mean."

    Fazit:
    Der Thriller punktet mit einer originellen Grundidee und einer diversen Gruppe von Charakteren. Der Spannung tut auch die ein oder andere erzwungene Entwicklung keinen großen Abbruch, aber leider fand ich die Charaktere immer weniger glaubhaft, und die Auflösung konnte mich ebenfalls nicht voll überzeugen.

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  1. Spannung pur

    Spannung pur

    Thomas Elbel hat mit "Der Todesmeister" seinen ersten Thriller verfasst, so viel vorweg, ich hoffe, dass ich in absehbarer Zeit mit einer Fortsetzung rechnen darf.

    Katharina Rachholdt, die 16 jährige Nichte des Justizsenators wird tot aufgefunden. Sie wurde grausam gefoltert und missbraucht vor ihrem Tod.
    Ein Fall in dem Viktor von Puppe sich nun beweisen muss, denn er ist neu zum Berliner LKA und sein neuer Chef Richter ist nicht ganz überzeugt von seiner Qualifikation bezüglich dieses Postens und der Grund des Ausscheidens beim Innenministerium.

    Viktor und seine beiden Kollegen Kenji Tokugawa und Begüm Duran finden belastende Beweise die den Justizsenator betreffen. Es existieren Videos in denen grausame Folterungen an jungen Mädchen stattfinden, auch Katharina gehört zu den Opfern. Alles wird vom Kabarett des Schreckens inszeniert,dem Grand Guignol!
    Doch anscheinend möchte niemand das der Fall aufgeklärt wird, denn die drei bekommen klare Anweisungen sich rauszuhalten.
    Doch Viktor, Ken und Begüm ermitteln heimlich weiter, doch das ist gar nicht so einfach......

    Ein tolles Ermittlertrio, dass locker drauf ist und die Handlung bereichert. Viktor von Puppe bringt eine delikate Vergangenheit mit, die dem Leser zusätzlich zur Handlung Spannung beschert. Sein Verhältnis mit der Rechtsmedizinerin Stella ist sehr delikat, sie führt Viktor in bisher unbekannte Welten ein.
    Kenji arbeitet schon länger mit Begüm, die zwei verstehen sich gut. Sie haben viel gemeinsam erlebt, auch privat wissen sie viel voneinander. Ken nimmt alles locker und haut gerne mal einen derben Spruch raus, jeder der ihn besser kennt weiß aber, dass er es nicht böse meint. Er ist ein fähiger Ermittler und spürt gleich, dass Viktor gut ins Team passt.
    Begüm hat es als Alleinerziehende nicht immer leicht, doch sie schafft es alles unter einen Hut zu bringen.

    Es machte sehr viel Spaß der Ermittlung zu folgen. Die Handlung und auch die Charaktere sind perfekt aufeinander abgestimmt. Gelangweilt habe ich mich zu keinem Zeitpunkt , im Gegenteil, der Thriller machte immer wieder Lust weiterzulesen.
    Das Ende brachte einige Überraschungen mit sich. Es war nicht vorhersehbar,so soll es sein.

    Fazit: Absolute Leseempfehlung.

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  1. Schlechte Kindheit können sehr wohl einen Menschen prägen!

    "Sprechen wir von der Kinderprostitution oder dem Missbrauch der Kleinsten, dann sprechen wir von nichts weniger als der Hölle! Kein Schattenreich kann satanischer sein als das, was wir Menschen uns in diesem Sektor leisten." (Christa Schyboll)
    Victor von Puppe ist frisch aus dem Innenministerium zum LKA Berlin gewechselt. Keiner weiß jedoch das er einen triftigen Grund für seinen Wechsel hat. Doch dann wird an der Oberbaumbrücke die Leiche der 16-jährigen Nichte des Justizsenators, tot aufgefunden. Viele Folter- und Missbrauchsspuren weisen auf einen brutalen, skrupellosen Täter hin. Mit seinen beiden Kollegen Begüm Duran und Kenji Tokugawa versuchen sie in dem Fall zu ermitteln. Auch im Internet tauchen Videos auf, die einen perversen Täter zeigen wie er ein junges Mädchen tötet. Doch dann finden sie einen weiteren Toten, der für die Taten verantwortlich gemacht wird. Doch Victor und Ken sind sich sicher, dass er nicht allein der Täter war. Wer möchte das sie nicht weiter in dem Fall ermitteln? Hat der Justizminister und Onkel der Toten da seine Finger mit im Spiel? Das Tagebuch von Katharina gibt ihnen weiter Aufschlüsse doch Victor und Ken müssen weitere Beweise finden. Eine gefährliche Suche nach dem Täter beginnt, der in den oberen Kreisen nicht gern gesehen wird.

    Meine Meinung:
    Ein sehr guter Auftakt für Thomas Elbels ersten Thriller. Wir Leser haben es seinem Agenten zu verdanken, dass er diesen geschrieben hat. "Der Todesmeister" ist ein sehr brutaler, anspruchsvoller, fesselnder und auch teils realitätsnaher Thriller, der allerdings nichts für schwache Nerven ist. Den bei den Folter- und Tötungsszenen ist der Autor nicht gerade zimperlich. Mehrere Handlungsstränge führen durch das Buch zum einen die Vergangenheit des Täters und der Nichte des Senators. Aber man erfährt auch ein wenig über die Vergangenheit der Ermittler und natürlich die Gegenwart mit dem brutalen Verhalten des Täters. Ein wenig flammt teils überspitzter Humor bei den Ermittlern auf, um die Lage etwas zu entspannen. Der Schreibstil ist sehr gut und interessant, sodass der Spannungsbogen nur selten abflacht. Mich jedenfalls konnte das Buch überzeugen und fesseln und es hat mich am Ende nicht mehr losgelassen. Wieder einmal konnte man lesen, wie Menschen durch Missbrauch in ihrer eigenen Kindheit, selbst zu Tätern werden können. Ich freue mich, das es einen weiteren Fall mit den Ermittlern geben wird und vergebe 5 von 5 Sterne. Ich finde, dieses Buch ist ein Muss für alle Thrillerfans.

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