Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm' von Selja Ahava
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm"

Diskussionen zu "Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
Verlag: Mareverlag
EAN:9783866481824

Rezensionen zu "Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm"

  1. 5
    23. Nov 2014 

    Eine Geschichte, die berührt

    Anna lebt in einem Pflegeheim. Sie ist an Demenz erkrankt. Die Geschichte handelt von ihren Erinnerungen und dem Verlauf ihrer Krankheit.

    Es gibt mittlerweile einige Bücher, die dieses Thema behandeln. Was dieses Buch jedoch so besonders macht, ist, dass man selbst zu Anna wird. Die Autorin schafft es, dass man die Krankheit mit ihren Folgeerscheinungen fast am eigenen Leib erfährt.

    Die Geschichte beginnt in der Gegenwart - im Pflegeheim - und endet auch dort. Dazwischen wird sie in einzelnen Episoden erzählt, die den Verlauf der Krankheit sowie Anna’s Erinnerungen behandeln. Es gibt jedoch keine chronologische Reihenfolge dieser Episoden. Die Erinnerungen sind teilweise sehr konfus beschrieben. Anna kann im Verlauf der Geschichte immer weniger zwischen Vergangenheit, ihrer Fantasie und Realität trennen. Das hat die Autorin mit einem sehr sprunghaften Schreibstil perfekt umgesetzt.

    Anfangs ist in dem Buch von Listen die Rede, die Anna führt, um ihre Erinnerungen zu bewahren. Doch je mehr man in das Buch eintaucht, stellt man fest, dass es ihr auch darum geht, Ordnung in ihr Gedankenchaos zu bringen. Doch leider gelingt ihr das mit der Zeit nicht mehr und sie driftet immer mehr in ihre eigene Gedankenwelt ab.

    „Sie begriff, dass etwas in Bewegung geriet. Etwas öffnete sich, wie an einem fremden Ufer, wenn man sich vorstellte, das Wasser würde gleichmäßig tiefer werden, und plötzlich begriff, dass man keinen Boden mehr unter den Füßen hatte.“

    „Wenn Anna alleine war, starrte sie manchmal an die Wand und versuchte sich selbst zu sehen. Je länger sie hinschaute, desto langsamer und dunkler wurde die Gestalt, die von der Wand zurückstarrte.“

    Da man die Geschichte aus der Sicht von Anna erlebt, verspürt man als Leser alle Emotionen, die auch Anna durchlebt: Panik, Verwirrung, Angst, als sie z. B. einen Küchenbrand auslöst. Aber auch Neugier und Freude bei einer besonders schönen Erinnerung oder Fantasie. Man kann sich Anna’s Gefühlschaos einfach nicht entziehen. Dieses Buch berührt daher!

    Die Geschichte ist anfangs nicht leicht zu lesen, die plötzlichen Gedankensprünge von Anna erfordern höchste Aufmerksamkeit beim Lesen. Man muss sich das Buch erarbeiten. Aber irgendwann hat es einen gepackt und man will es nicht mehr aus der Hand legen!

    Noch ein Nachtrag für die London-Fans:
    Das Buch spielt in Finnland und teilweise in London. Die Art, wie die Autorin, London beschreibt, ist sehr gelungen. Die Großstadtstimmung, die hier vermittelt wird, lässt das Herz des London-Fans höher schlagen. Ich fühlte mich fast, als ob ich in meine Lieblingsstadt „gebeamt“ worden bin.

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