Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte: Roman' von  Tatiana Tîbuleac
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3 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:192
EAN:9783895612336

Rezensionen zu "Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte: Roman"

  1. Nicht lesenswert

    Aleksey lebt in einem Kinderheim. Ich glaube in einem Heim für schwer erziehbare Kinder oder Kinder, die psychische Probleme haben. Nachdem er dort sein letztes Jahr absolviert hat, nimmt seine Mutter Kontakt zu ihm auf. Seine Mutter hat wegen eines Schicksalsschlages (Tod ihrer Tochter) Aleksey ins Heim gegeben. Daher war die Beziehung zu den beiden sehr gestört, da sich Aleksey von seiner Mutter nicht geliebt fühlt. Er findet sie hässlich und fühlt sich von ihr angewidert. Doch er lässt sich von ihr überreden zusammen Urlaub in Frankreich zu machen. Im Laufe des Buches stellt sich heraus, dass seine Mutter an Krebs erkrankt ist. Sie wird immer schwächer und Aleksey muss die Rolle des Erwachsenen ausfüllen und sich um sie kümmern.

    Eigene Meinung:

    Ich finde die Grundidee des Buch eigentlich gut. Obwohl man als Leser eigentlich weiß wie es kommen wird. Sie versöhnen sich und er hält die Hand an ihrem Totenbett etc. Aber ich finde die Beschreibung von Aleksey und seine gestörten Marotten nicht glaubhaft. Der Erzählstil war abgehackt und einfach nur schlecht. Ein hochemotionales Thema bei dem ich kühl und gleichgültig reagiert habe.

    Leider konnte mich das Buch nicht erreichen. Es konnte mich nicht berühren und die Protagonisten blieben blass. Einfach nur langweilig!

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  1. Kraftvoll, intensiv und poetisch - tolles Debüt!

    Als der 17jährige Aleksy zum Schulschluss von seiner Mutter abgeholt wird, ist er voller Hass. Man hat einen hasserfüllten, unglücklichen, mit derben Ausdrücken um sich schlagenden Halbwüchsigen vor sich und weiß schnell: da läuft etwas ganz schlimm falsch. Völlig lieblos und gleichgültig wird in der Familie miteinander umgegangen. Als Aleksys Mutter ihn dann mehr oder weniger erpresst, dass er mit ihr den Sommer in Frankreich verbringt, wendet sich das Blatt zusehends. Wir erfahren mehr über den mittlerweile psychisch kranken Aleksy, über die kranke Mutter, die tote Mika... und wir erleben eine Veränderung im Mutter-Sohn-Verhältnis.

    Was zu Beginn kraftvoll in derbem Ton, aber trotzdem eindringlich und bewegend den Leser fesselt, verändert sich zu einer mehr und mehr poetischen Reise nach Frankreich, durch den Sommer hindurch und zu sich selbst. Rückblickend erzählt Aleksy viele Jahre später von diesem bedeutsamen Sommer, in dem sich sein Leben grundlegend verändert hat. Ein Sommer, in dem die innere Wut und Verzweiflung langsam einer inneren Ruhe gewichen ist und zumindest teilweise zwischenmenschliche Beziehungen wieder möglich geworden sind. Ein Sommer, in dem auch die Mutter eine andere geworden ist und beide einander gebraucht haben. Wir erfahren einiges über die damaligen Hintergründe und gleichzeitig ein wenig über Aleksys Leben in der Gegenwart. Zuweilen sehr zärtlich schreibt die Autorin von der Mutter-Sohn-Beziehung, was zu Beginn des Romanes noch völlig undenkbar erschienen ist.

    Dieser Roman lässt im Verlauf an Tempo nach und lässt mich als Leserin mehr und mehr versinken in die wunderbare, berührende Poesie. Manches Mal ist es mir schon ein bisschen zu verkopft, da verstehe ich nicht alles ;-) Auch frage ich mich, ob ein Mensch eine derart krasse Wendung in so kurzer Zeit vollziehen kann. Obwohl hier einige Faktoren zusammenkommen, ist es doch eine enorme Leistung. Aber das kann ich nicht wirklich beurteilen...

    Insgesamt muss ich sagen, dass mich die Geschichte - insbesondere auch sprachlich - enorm beeindruckt hat. Kurz, kraftvoll, intensiv und poetisch schön. Für meinen Geschmack hätte es hier und da noch ein paar mehr Hintergründe geben können, dennoch: ein tolles Debüt, das m.M.n. zu Recht mehrfach preisgekrönt ist.

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