Cyrus Doyle und der dunkle Tod

Buchseite und Rezensionen zu 'Cyrus Doyle und der dunkle Tod' von Jan Lucas
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Cyrus Doyle und der dunkle Tod"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:352
EAN:9783746635170

Rezensionen zu "Cyrus Doyle und der dunkle Tod"

  1. „Victor Hugo ist ermordet worden.“

    Zum vierten Mal schon ermittelt Cyrus Doyle in „Cyrus Doyle und der dunkle Tod“ auf der britischen Kanalinsel Guernsey. Dieser 352-seitige Band ist im April 2019 im Aufbau Taschenbuch erschienen.
    Während eines internationalen Victor Hugo-Symposiums wird ein Double dieses Schriftstellers im Rahmen einer Kinovorstellung erschossen. Gleich zu Beginn stellt sich die Frage: Galt das Attentat wirklich dem Opfer? Schließlich wurden vor Beginn des Films die Sitzplätze getauscht. Gemeinsam mit seiner Kollegin Pat macht Cyrus Doyle sich daran, den Fall zu lösen, was die beiden tief in die Vergangenheit Guernseys führt …
    Obgleich dieses der erste Band dieser Krimireihe ist, den ich gelesen habe, war ich von Anfang an mitten im Geschehen angekommen. Jan Lucas gelingt es geschickt, alle wichtigen Informationen aus den vorangegangenen Bänden so in den aktuellen Fall einzubauen, dass auch Neueinsteiger/innen in die Reihe dem Geschehen problemlos folgen können.
    Der Fall an sich ist interessant konstruiert, durch neu auftauchende Motive sowie Verdächtige und überraschende Wendungen wir die Aufmerksamkeit der Lesenden aufrechterhalten. Das Spannungslevel ist, abgesehen von einer Durststrecke im Mittelteil, eher gleichbleibend, aber permanent vorhanden. Die Auflösung am Ende überrascht, ist jedoch logisch nachvollziehbar.
    Die Faszination dieses Buches liegt zum einen in der atemberaubenden Kulisse und zum anderen in der Sympathie, die von den Ermittelnden ausgeht.
    Neben Landschaftsbildern bringt Lucas vor allem zwei historische Ereignisse aufs Tapet, die für die Geschichte dieser britischen Insel bis heute von Belang sind: Von 1856 bis 1870 lebte Victor Hugo im Exil auf dieser Insel, und noch heute kann man seine damalige Wohnstätte, Hauteville House, besichtigen. Überbleibsel der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs schließlich prägen noch heute dieses Eiland. Beide Ereignisse spielen in diesem Roman eine Rolle, und Lesende erfahren hier im Nebenbei viel Wissenswertes. In einem Nachwort erläutert Lucas knapp die historischen Hintergründe, und mich selbst haben diese Informationen dazu veranlasst, mich darüber hinaus ein wenig kundig zu machen. Zwei kleine Landkarten zu Beginn des Textes helfen, die Wege, die die Ermittler/innen auf der Insel zurücklegen, mitzuverfolgen.
    Cyrus Doyle und seine Kollegin, Pat Holburn, sind ein wirklich sympathisches Ermittlerteam. Private Ereignisse im Leben der beiden lassen sie menschlich und realitätsnah erscheinen. Hier gibt es keine „Superbullen“, sondern Menschen wie du und ich. Ein wenig gestört hat mich allerdings im Laufe des Lesens, dass die gescheiterte Liebesbeziehung zwischen Cyrus und Pat doch teilweise recht großen Raum einnahm, was das Lesen gerade im Mittelteil etwas langatmig erscheinen ließ.
    Das Cover, das einen Yachthafen vor der Silhouette der Insel zeigt, ist farblich harmonisch und sehr ansprechend gestaltet, versprüht also sowohl Insel- als auch Urlaubsflair. Es macht auf jeden Fall Lust, das Buch in die Hand zu nehmen.
    Alles in allem handelt es sich bei Jan Lucas‘ „Cyrus Doyle und der dunkle Tod“ um einen Kriminalroman, der unblutig daherkommt und seinen Reiz weniger aus der Spannung, als vielmehr aus dem wirklich wunderschönen Ambiente und der Historie schöpft. Für Freund/innen solider Kriminalliteratur eine auf jeden Fall empfehlenswerte Lektüre und für mich ein Anreiz, mir bei Gelegenheit auch die Vorgängerbände zu Gemüte zu führen.

    Teilen
  1. Unterhaltsamer Urlaubskrimi

    Der Auftakt des neuen Cyrus Doyle Krimis führt uns ins Kino. Während des Victor-Hugo-Symposiums wird zur Auflockerung eine alte Hollywood Produktion gezeigt, die auf einem seiner Romane beruht und unfreiwillig komisch erscheint. Cyrus, zusammen mit Kollegin Pat Holburn ganz privat bei der Aufführung, wird wieder gefordert. Im Anschluss der Vorführung sollte ein Victor Hugo Double auf der Bühne erscheinen, doch der Schauspieler sitzt tot auf seinem Platz.

    Galt der Anschlag dem Schauspieler oder sollte das Symposium gestört werden? Es gibt einige Spuren und sie führen wiederum in die Vergangenheit Guernseys.

    Die Kanalinsel als Schauplatz finde ich immer wieder faszinierend, vor allem weil der Autor jedem seiner Krimis eine andere historische Begebenheit als Hintergrund zuordnet. Guernsey war während des Zweiten Weltkriegs von den deutschen Truppen besetzt und viele Bunker zeugen noch heute davon. Hat es eine Bedeutung, dass ein deutscher Literaturwissenschaftler den gleichen Namen wie ein damaliger Besatzungsoffizier trägt? Aus der besonderen Stellung der Insel zwischen Frankreich und England und der anglo-franko Mischung seiner Bewohner ergeben sich viele reizvolle Details, die in die Ermittlungsarbeit einfließen.

    Es ist nun schon der 4. Band der Guernsey Krimis und habe die Entwicklung der Protagonisten voller Interesse verfolgt. Cyrus ist ein durch und durch sympathischer Ermittler und ich kann seine Faszination für seinen historischen Sportwagen durchaus nachvollziehen, wünschte mir aber, es würde inzwischen nicht so oft thematisiert werden. Ähnlich ergeht es mir mit seiner schwebenden Beziehung zur Kollegin Pat Holburn. Sie waren mal ein Paar, trennten sich allerdings als Cyrus auf’s Festland versetzt wurde. Beide wünschten sich, das wäre nicht geschehen, beide wollen aber auch jetzt nicht nachgeben. Das Werben von Cyrus und die Ziererei von Pat wirken nicht sonderlich erwachsen und auf die Dauer auch fade. Wann reden die beiden endlich Klartext?

    Ich mag diese Reihe sehr und finde die Verbindung von Krimi, Geschichte und Location sehr gelungen. Die geschichtlichen Hintergründe sind kenntnisreich geschildert und haben mich schon einige Male inspiriert, mich mit der Vergangenheit der Insel zu beschäftigen. Außerdem kann Jan Lucas sehr geschickt Spannung aufbauen und den Leser mit diversen Spuren und Wendungen unterhalten. Trotzdem muss ich gestehen, es war für mich nicht der beste Band aus der Reihe.

    3,5 Sterne, die ich gerne aufrunde.

    Teilen