Bogners Abgang: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Bogners Abgang: Roman' von Hans Platzgumer
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Bogners Abgang: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:144
Verlag:
EAN:9783552072046

Rezensionen zu "Bogners Abgang: Roman"

  1. Ein richtig gutes Buch

    Dieses Buch ist umwerfend. Es hat gerade mal 144 Seiten, vermittelt aber den Eindruck, man hätte mehrere menschlichen Tragödien intensiv miterlebt.

    Ein nächtlicher Autounfall mitten in Innsbruck verknüpft die Schicksale einiger Menschen und wirft Fragen auf. Wie konnte es dazu kommen und wer trägt die Schuld dafür. Was macht man, wenn man Schuld auf sich geladen hat? Kann man das ignorieren? Oder ist nur der schuldig, der erwischt wird?

    Hans Platzgumer schreibt wunderbar eindringlich in schöner Sprache, originell und mit feiner Ironie. Man kommt seinen Figuren sehr nah und kann sich gut hineinversetzen.
    Da ist Andreas Bogner, ein Maler, dessen Künstlerseele nachvollziehbar ausgebreitet wird. Er hat eine Berufung, aber wünscht sich auch Anerkennung.
    Und Nicola Pammer ist eine brave, fleißige Studentin, muss aber feststellen, dass ihre heile Welt ganz schnell ins Wanken geraten kann und dass ihre Mutter Seiten hat, von denen sie nichts ahnte.

    Dieses Buch lotet die Grenzen aus. Es ist ein elegant komponiertes Drama, das an mehreren Fronten eskaliert und fesselt, ein kniffliges Rätsel das spannend bleibt bis zum Schluss.
    Ich bin erschüttert, ich habe mitgelitten, mir viele Gedanken gemacht und nehme einiges mit aus diesem kleinen Buch. Dabei habe ich mich auch noch köstlich amüsiert. Es war spannend, ergreifend, witzig und moralisch, ganz ohne erhobenen Zeigefinger, ein richtig gutes Buch.
    Chapeau.

    Teilen
  1. Verstrickungen einer Nacht

    „Es gibt Dinge, die behält man besser für sich. Manches verletzt erst dann, wenn man es ausspricht, nicht, wenn man es verschweigt.“ (Zitat Seite 81)

    Inhalt
    Die Bregenzerin Nicola Pammer studiert an der Universität Innsbruck. Auch an diesem 5. April 2018 will sie sofort nach der letzten Vorlesung nach Hause fahren, doch eine ihrer WG-Mitbewohnerinnen feiert Geburtstag. Drei Aperol Spritz später steigt Nicola nachts in ihr Auto und fährt los. Plötzlich taucht aus dem Nichts ein Schatten vor ihr auf der Straße auf.

    Thema und Genre
    Dieser Roman handelt von einem plötzlichen Ereignis und der Reihe von zufälligen Verkettungen, die zu dieser Situation geführt haben. Es geht um menschliches Verhalten,
    Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Verantwortung, auch zeitgenössische Kunst und Kunstkritik spielen eine wichtige Rolle.

    Charaktere
    Der Autor taucht in die Gedankenwelt seiner Figuren, zeigt uns in eindrücklichen Abschnitten ihr Befinden und ihr Verhalten. Er schildert, macht Handlungen nachvollziehbar, doch überlässt er die Wertung und Einschätzungen uns Leser:innen. Auch die Namen der Figuren sind Charakter, der Künstler Andreas Bogner, in dessen aktuellem Kunstzyklus auch ein Bogen eine Rolle spielt und der selbst in einer starken mentalen Anspannung lebt, seiner verbissenen Sucht nach Anerkennung, der überhebliche Kunstkritiker Kurt Niederer, dessen vernichtende Kunstkritik Künstler niedermacht.

    Handlung und Schreibstil
    Die Sprache ist präzise, teilweise protokollarisch, nimmt sich aber auch Zeit für Beschreibungen des Umfeldes, der Denkweise, der Gefühle seiner Figuren. Die Geschichte spielt innerhalb von wenigen Tagen, wird verdichtet durch erklärende Rückblenden, wechselt zwischen den einzelnen Figuren und wird nicht chronologisch geschildert. Erst langsam bringen die unterschiedlichen Handlungssplitter Klarheit darüber, was in dieser Nacht tatsächlich geschehen ist. Gespannt und neugierig folgen wir den Figuren und ihren Entscheidungen. Dadurch entstehen vielschichtige Impulse für eigene Überlegungen, was wir selbst in extremen Konfliktsituation wie den geschilderten tun würden, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen.

    Fazit
    Eine facettenreiche, spannende Geschichte über eine Verkettung von Zufällen. Extrem belastende Situationen führen zu unterschiedlichen menschlichen Reaktionen, zu spontan getroffenen Entscheidungen und deren nicht vorhersehbaren Auswirkungen. Der Autor erzählt uns, wie es dazu kommen konnte. Das Nachdenken über die Schuldfrage, Verantwortung, eigene Verhaltensweisen und mögliche anderen Lösungen der Konflikte, auch „was wäre gewesen, wenn“-Überlegungen überlässt er uns Leser:innen.

    Teilen